Erst letzte Woche gab es die Ankündigung zum derzeit größten geplanten Surfpool, SURFWRLD, der in Werne, am östlichen Rand des Ruhrgebiets bis 2023 entstehen soll. Wir hatten jetzt die Möglichkeit Herrn Dr. Detering, dem Geschäftsführer, ein paar Fragen zu dem ambitionierten Projekt zu stellen.
Können Sie etwas zur treibenden Kraft hinter dem Projekt SURFWRLD sagen? Wer steht hinter SURFWRLD? Es ist ja doch eher noch ein exotisches Bauprojekt.
Ja ist es, insofern starten wir vielleicht ähnlich zu manchen, aber auch unähnlich zu anderen Projekten. Es gibt Projekte, bei denen Einzelpersonen dahinter stehen oder der Anlagenhersteller. Bei uns steht ein ganzes Team dahinter mit inzwischen einem eigenen Unternehmen! Wir sind alle Ingenieure, wir kommen aus der Technik und decken die unterschiedlichsten Disziplinen ab, egal, ob der Maschinen- und Anlagenbau, Wasserbau und Elektrotechnik. Das Kernteam besteht aus vier Ingenieuren, von denen die meisten auch promoviert und gut 20 Jahre im Projektentwicklungsbau unterwegs sind. Von daher bringen wir von uns aus einen ganzen Strauß an Kompetenzen mit. Außerdem sind wir alle sportlich, wir mögen auch alle das Wasser.
Wenn man sich mal anschaut, wo das Ganze den Anfang genommen hat … Ich habe jahrelang das Asset Management für einen großen Energieproduzenten übernommen. Dabei war ich auch für 80 Wasserkraft-Anlagen in sechs europäischen Ländern verantwortlich. Neben einer dieser Wasserkraft-Anlagen entstand der erste Surfpark überhaupt: Snowdonia in Wales. Dieser Park hat von uns Strom und Wasser geliefert bekommen, so kam ich mit dem Thema Surfparks in Berührung.
„Die Idee von Snowdonia war gut, doch es ging noch besser“
Inhalt
Ich habe mir das Ganze eine Weile angeschaut und es erst für eine Schnapsidee gehalten. Als nach zwei Jahren der Kundenstrom immer noch nicht abriss, bin ich rüber gegangen und habe mit dem Management geredet und gefragt, ob es möglich sei, so einen Park auch in Deutschland zu bauen und ob sie an einer Kooperation interessiert sind. Leider bekam ich keine wirkliche Antwort. Ich habe dann nach einiger Zeit nochmal nachgefragt – mit dem gleichen Ergebnis. Gleichzeitig habe ich auch die Bauphase des Projektes beobachtet und das nicht nur als Wassersportler, sondern auch durch die Brille eines Ingenieurs.
Die Idee von Snowdonia war gut, doch die Ausführung ging noch eine ganze Ecke besser. Nachdem ich dort keinen Kooperationswillen erkannt habe, habe ich mir gesagt, dann probieren wir es doch mal selber und zwar technisch so gut, wie man es als Ingenieur machen würde. All die Probleme, die ich dort an der Anlage erkannt habe, wollten wir von vornherein vermeiden, einige Sachen besser und andere komplett anders machen.
Als ich Ihren Grundriss gesehen habe, war schnell zu erkennen, dass es sich nicht um einen Wavegarden handelt. Spannend ist jetzt zu erfahren, dass es sich um eine Eigenentwicklung handelt, bei der Sie auch Wellen im Sekundentakt erzeugen wollen. Das erfordert sicher auch eine Menge Mut, so ein Projekt zu beginnen.
Sicher, wir sind jedoch nicht blauäugig. Wir haben alle eine Menge Erfahrung und kombinieren Technologien, die es schon seit langem gibt, zu einem neuen Ganzen. Insofern erfinden wir nicht alles neu, wir kombinieren ziemlich viel. Die Kombination ist in der Tat neu, die Einzelbausteine sind es nicht unbedingt.
Ich selbst bin auch Lehrbeauftragter für Wasserbau an der RWTH Aachen. Das ist eins der großen Forschungsinstitute in Deutschland. Mit zum Team gehört auch Herr Professor Dr. Jokiel, er ist Inhaber des Forschungsgebiets für Wasserbau an der TH Köln. Daran erkennen Sie, dass wir uns mit den Themen nicht erst seit gestern beschäftigen.
Sie wollen eine Wellenhöhe von zwei Metern erreichen, Können Sie etwas zum Schnitt und Verlauf der Wellen auf den 200 Metern Lauflänge sagen?
Wir schaffen es zum Anfang, die Wellen gleichbleibend zu halten. Wenn uns alles wie geplant gelingt, wird es auch Tubes geben. Am Ende wird die Welle natürlich flacher und läuft dann aus. Wir versuchen, das dem Meer natürlich nachzubauen. In manchen Parks schwappt die Welle am Ende über eine Untiefe, ein Riff, das haben wir bei uns nicht.
„Die Wellenfrequenz wird zwischen 5 und 15 Sekunden liegen“
Wieviel Wellen können Sie pro Minute bei SURFWRLD erzeugen?
Die Wellenfrequenz wird zwischen 5 und 15 Sekunden liegen. 15 Sekunden kann ich mit Sicherheit versprechen. Als Ingenieur würde ich sagen, es geht auch deutlich schneller, doch ich will noch nicht zu viel versprechen, denn alles, was wir versprechen, wollen wir m Ende auch einhalten. Es wird mehrere Wellen pro Minute geben – nicht so wie in Snowdonia, wo man immer 90 Sekunden warten muss zwischen den Wellen. Das werden wir nicht haben.
Wie sieht Ihr Konzept zur Energieerzeugung und Nutzung der Anlage aus?
Das sind zwei interessante Aspekte unserer Anlage, zu denen ich noch nichts sagen möchte, da dort in der Tat einiges neu ist und wir dieses Wissen gerne noch etwas für uns behalten wollen. Ich habe in der Vergangenheit mit zwei Unternehmen den Terminhandel für Grünstrom maßgeblich mit aufgebaut. Daher kennen wir uns mit dem Einkauf, Verkauf und der Vermarktung von Erneuerbaren Energien aus. Wir werden die für die Wellenerzeugung nötige Energie nicht alleine am Standort gewinnen können. Für ein Windrad passen die Abstandsflächen nicht. Photovoltaik benötigt mehr als unsere Dachflächen, um den Strom vor Ort zu erzeugen. Wir werden die Energie passend einkaufen, so dass es grüne Energie sein wird, die wir für die Anlage nutzen.
Wird die Anlage das ganze Jahr nutzbar sein?
Die Anlage hat fast das ganze Jahr durch Betrieb. Die Nutzung ist zweigeteilt: Neben der Nutzung für den Freizeitsport wird es auch eine Nutzung für die Forschung geben. Die Forschung muss nicht unbedingt im August laufen, sondern kann in der kalten Jahreszeit gemacht werden. Die Becken werden selbst in einem strengen Winter nicht einfrieren. Nach der wissenschaftlichen Nutzung wird es kurze Umbauphasen geben.
Beim Wassersport liegt der Schwerpunkt auf dem Wellenreiten. Man wird im Sommer nicht merken, dass der Park auch eine Forschungsanlage ist. Die Forschung im Winter verlangt uns jedoch deutlich mehr ab. Die Anlage muss robuster sein, sie muss härtere und höhere Wellen erzeugen können und flexibler in der Wellenerzeugung sein, als es für den Sport nötig wäre.
Wieviel Surfer planen Sie pro Stunde in einem Pool?
Wir möchten das Becken nicht überfrachten. Wir kalkulieren derzeit mit bis zu 54 Personen, die das Becken gleichzeitig nutzen können. Das mag ein bisschen mehr oder weniger werden, denn es sind ja nicht alle gleichzeitig im Wasser. Einige kommen gerade im Strandbereich an und werden dann erstmal zurück paddeln, während andere gerade beim takeoff sind. Unsere Anlage ist im Energieverbrauch wesentlich effizienter als andere, deshalb sind wir auch finanziell robuster aufgestellt.
„Es wird auch eine stehende Welle geben“
Neben den beiden großen Surfpools wollen Sie auch eine stehende Welle auf dem Gelände bauen. Ist das auch eine Eigenentwicklung?
Ja das stimmt. Das wird aber keine Eigenentwicklung. Wir werden diese von einem der etablierten Unternehmen einkaufen, allerdings modifiziert.
Gibt es da dann auch Besonderheiten an der Spezifikation? Mit bis zu acht Metern sind diese Anlagen ja beispielsweise noch nicht besonders breit.
Die stehende Welle wird vermutlich etwas breiter als 8 Meter und auch dort werden wir nicht alles eins zu eins übernehmen.
An welchem Punkt stehen Sie momentan: Sind die Planungen soweit abgeschlossen? Gibt es schon einen geplanten Baustart?
Fangen wir von vorne an: Wir haben den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan und den Einleitungsbeschluss für den Flächennutzungsplan. Das bedeutet, wir sind gerade dabei das Baurecht zu schaffen, welches wir für den Bauantrag und die Baugenehmigung brauchen. Wir rechnen damit, dass es den Bebauungsplan mit dem Satzungsbeschluss im Sommer nächsten Jahres gibt – wir peilen den Juni an. Den Bauantrag werden wir parallel einreichen, damit das Ganze zügig vonstatten geht. Nach der Genehmigung können wir anfangen zu bauen.
Aktuell gibt es Early Bird Tickets für 49€. Ist das der zukünftige Stundenpreis?
Dieser wird ähnlich sein. Wer jetzt ein Ticket kauft, wird zu den ersten gehören, die auf der Anlage surfen. Wir werden die, die jetzt ein Ticket kaufen, sicherlich wirtschaftlich nicht schlechter stellen als die, die später buchen, wenn die Anlage voll im Betrieb ist. Wenn wir wissen, wann genau wir 2023 in Betrieb gehen, werden wir als erstes die Gutscheininhaber anschreiben und diesen die Möglichkeit geben, ihre Slots zu buchen. Erst danach beginnt der reguläre Ticketverkauf.
Wird es auch Dauerkarten oder ähnliches geben?
Es wird in irgendeiner Form Mengenrabatte geben. Aber es ist noch zu früh darüber zu reden, wir haben noch zweieinhalb Jahre Zeit dafür.
Der Surfsport entwickelt sich mit den Surfpools und stehenden Wellen kostenmäßig in Richtung Ski- und Golfsport und weiter weg von dem klischeehaften Image, welches er in Deutschland noch hat. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Ich verstehe den Punkt. Man muss bedenken: Zu uns hat man keine lange Anreise. Die Welle gibt es auf Knopfdruck – so wie man sie haben möchte. Es ist kein Flug nach Südafrika oder Indonesien notwendig und man muss dann auch nicht warten, dass die Wetterlage gut ist, sondern man bucht seine Zeit und bekommt die perfekte Welle.