Wellenreiten in Las Palmas de Gran Canaria, welche mit mehr als 350.000 Einwohnern die größte Stadt der kanarischen Inseln ist, hat viele Vorteile. Nachteile wie stark frequentiere Spots, kann man durch Insiderwissen oft vermeiden. Zu allererst muss man da wohl die das ganze Jahr über angenehmen Wasser- und Lufttemperaturen nennen. Selbst im Winter herrschen in den Wellen Gran Canarias angenehme 19 – 21 Grad. Im Sommer werden die Wellen bei gemütlichen 23 – 25 Grad meist „oben ohne“ zerpflückt (das gilt leider leider nicht für die kanarischen Mädels). Die Wellen von Las Palmas de Gran Canaria sind aber nicht nur kuschelig warm sondern auch sehr konstant. Natürlich sind die Wellentage aber von Oktober bis März häufiger als im Sommer, aber auch im Juli oder August gibt es immer noch genug Wellen zu streicheln. Die Tatsache, dass es in Las Palmas hunderte Surfer gibt wird wiederum dadurch ausgeglichen, dass sich im Stadtgebiet mehr als eine dutzend Spots befinden und sich der ganze Surfwahnsinn schön verteilt. Tolles Klima und konstante Wellen gibt es überall auf den Kanarischen Inseln. Wodurch sich die Surfspots von Las Palmas wohl von fast allen anderen Europas unterscheidet, ist dass es aufgrund ihrer Lage in einer „Großstadt“ neben dem Wellenreiten auch sehr viel in Sachen Nightlife, Shopping, Kultur, alternativen Freizeitmöglichkeiten und Kulinarik zu erleben gibt.
Der Surf
Alleinherrschender König unter den Surfspots von Las Palmas, der ja nach Laune und Welle Zuckerbrot oder Peitsche schwingt, ist der El Confital, welcher weltweit über eine der besten Rechts-Wellen verfügt. Nicht umsonst finden hier jedes Jahr im Oktober die Ocean&Earth Pro Meisterschaften der internationalen WQS-Serie statt. Dieser Spot produziert hunderte Tage im Jahr Tubes wie am Fliessband – zu beachten jedoch, dass es ich hierbei um eine „mächtige“ Welle handelt, die über einem Lavariff bricht. Man sollte als schon etwas Erfahrung und Können mitbringen um hier kein unnötiges Risiko einzugehen. Der Einstieg erfolgt großteils über ein rutschiges, von Algen bewachsenes Riff. Dieser Spot liegt am sich noch im Stadtgebiet befindlichen, gleichnamigen Strand. Die rund 4km lange Küste rund um den Confital ist das letzte unbebaute Gebiet von Las Palmas und erinnert an Landschaften wie man sie sonst nur aus Lanzarote oder Fuerteventura kennt. Sitzt man hier zwischen Möwengekreische, Wellendonner und feuerrotem Sonnenuntergang auf den schwarzen Vulkanfelsen, die den Eindruck machen als wären sie erst gestern erstarrt, kann man kaum glauben, dass man sich mitten in einer mehr als 300.000 Einwohner zählenden Stadt befindet. Einen „Muschelwurf“ weiter befinden sich übrigens noch ein paar weitere Spots namens „Las Monjas“ und „La Punta“. Der Einstieg erfordert hier gute Ortskenntnissen und Nerven, denn Zugang zum Spot hat man nur über zackige Lavafelsen und wenn man die Zeit zwischen den Sets zum rauspaddeln nutzt.
Vom legendären Confital marschieren wir nur 5 Minuten zu Fuß, vorbei an einer rund 20 Meter hohen Lava-Steilküste, versetzt mit nur bei Ebbe zum Vorschein kommenden „Mini-Stränden“ und befinden uns mitten am Herzstück der kanarischen Surfszene: dem mehr als 3,5km langen Sandstrand Las Canteras.
Hier findet man Surfspots für alle Niveaustufen. Am besten geeignet für Anfänger (aber auch Könner) ist wohl der Surfspot La Cicer, welcher sich gleich nebem dem Opernhaus Auditorio Kraus befindet. Dies ist einer der konstantesten Spots der kanarischen Inseln und darüberhinaus wird auf purem Sanduntergrund gesurft. Der Cicer ist für Jung und Alt der Mittelpunkt der Szene. Hier befinden sich neben rund 5 Peaks auch zahlreiche Surfschulen, Surfshops und mit Ocean Side auch das einzige Surfcamp der Insel.
Ebenfalls am Las Canteras Strand befinden sich die Surfspots El LLoret, La Barra, El Arrecife und La Puntilla. Besonders hervorzuheben ist aufgrund seiner Qualität und Konstanz der Spot El LLoret. Hier türmen sich des öfteren bis zu 4 Meter hohe Wellen, die großzügig und unaufhörlich lange „Rechts-Ritte“ verschenken. Der Spot La Barra befindet sich gleich neben einer Steinmole und funktioniert noch häufiger als El Lloret. Vor allem Longboarder gehen hier selten ohne ein paar geile Wellen unterm Arm nach Hause. Spektakuläre auch der Spot El Arrecife. Hierbei handelt es sich um zahlreiche Peaks die nur bei Flut über einem Kalkriff zu Vorschein kommen. Dieses Riff zieht sich rund 500 Meter vom Ufer entfernt den Canteras Strand entlang. Zwischen 08.00 und 11.00 Uhr morgens findet man auf diesen Spots nur eine handvoll Surfer.
Die erwähnten Spots befinden sich allesamt an der Nordküste von Las Palmas. Da die Stadt jedoch auf einer Halbinsel liegt, verfügt die Surf-City auch über eine Ostküste. Dort laufen die Spots am Strand La Laja und im Fischerdorf San Cristobal. Um dort hinzulangen sollte man am besten die öffentlichen Stadtbusse verwenden (hin und zurück 2,50 €). San Cristobal ist ein ehemaliges Fischerdorf, welches vom Wachstum der Stadt verschluckt wurde, aber trotzdem seinen ganz eigenen Charme und vor allem seine 3 Surfspots behalten hat. Auch das eine, oder andere nette, authentische und günstige Fischrestaurant befindet sich hier. Der Strand La Laja ist vielen Touristen unbekannt, da er bereits am Stadtrand von Las Palmas liegt. Dabei handelt es sich aber um einen 3km langen mit pechschwarzem Sand bestücken Strand. Einziger Nachteil: gleich hinter dem Strand verläuft die Autobahn, jedoch wird das Brummen der Motoren eindeutig vom Rauschen der Wellen übertönt.
Thema Locals: Den „Surfmassen“ kann man aus den weg gehen, indem man morgens surfen geht, denn die Kanarier sind richtige Murmeltiere und erscheinen meist nicht vor 11h an den Spots. Richtig viel los ist nur an den Nachmittagen des Wochenendes und im Juli und August, wenn die Kids nicht zur Schule müssen (aber auch die sind keine Frühausteher). In vielen Berichten hört man ja des öfteren Legenden über böse Locals. Ich persönliche surfe bereits mehr als ein Jahr auf Gran Canaria und habe noch nie wirkliche Probleme gehabt. Natürlich sollte man sich als Gast auch respektvoll und freundlich verhalten (Grüßen, nicht gleich die erst-beste Welle wie ein ausgehungerter Geier anstarten). Was im Leben gilt, gilt auch beim Surfen auf Gran Canaria: man bekommt zurück, was man gibt.
Umland: Fährt man mit den öffentlichen Bussen 15 Minuten in Richtung Norden, kann man binnen 10 Kilometern Küste auf weiteren rund 15 Spots „tanzen“ (Pico del Paso, Playa de Vagabundos, El Roque, El Circo, San Andres, Trinidad, El Altillo …). Kostenpunkt für die Fahrt hin und zurück rund 4 Euros. In den grünen „Global“ Bussen kann man generell die Bretter unten im Laderaum mitnehmen. Aber Achtung: nicht alle Laderäume sind groß genug – es kann schon mal passieren das ihr auf den nächsten Bus warten müsst, aber da diese jede 15 Minuten abfahren, ist das nicht so schlimm.
Aktiv erholen nach dem Surfen
Am Canteras Strand könnt ihr im klaren Wasser (blaue Flagge) des Riffs zwischen bunten Fischen und glotzäugigen Tintenfischen tauchen. Entweder mit einer Tauschschule oder ihr kauft euch einfach um 20 Euro ein Schorchelset. Bei Ebbe taucht das Riff wie ein zackiges, zerfuchtes Lava-Rießenkrokodil (eine leicht überblümte Methapher, aber egal) an die Wasseroberfläche und es bilden sich kleine Becken, in welchem sich das Wasser bis auf 40 Grad aufheizt – perfekt zum Abhängen nach einem „Fight“ mit den kanarischen Wellen. Die Einheimischen schmeißen sich hier in ein Loch des Riffes, in welchem das Wasser durch die Wellen binnen von Sekunden 2 bis 2 Meter Höhenunterschiede produziert – sinngemäß heisst dieser Platz El Acensor (= der Aufzug). Für unterhaltungssüchtige Surfer ein wahres Paradies. Wer nach dem Surfen immer noch Adrenalin übrig hat, kann zum Beispiel auch einen Paragleit-Tandemsprung oder Sky-Diving über dem Strand machen. Natürlich kann man am Strand auch traditionelleren Sportarten wie Fußball, Radfahren, Basketball, Volleyball, Joggen oder Rollerbladen fröhnen. Kürzlich hat sogar nur weniger hundert Meter vom Spot El Lloret ein Paintball-Center geöffnet.
Unterkunft / Surfcamps
Direkt in der Stadt gibt es mit Ocean Side nur ein Surfcamp, wo man mit 395 Euro pro Woche mit dabei ist. Wer jedoch nur eine Unterkunft sucht, wird direkt am Canteras Strand in Hülle und Fülle fündig. Apartments mit Meerblick gibts hier bereits ab 35 Euro/Tag (für 2 Personen). Jede Menge Unterkunftsmöglichkeiten von Apartments, über Hotels bis hin zu privat vermieteten Zimmer direkt an den Spots findet ihr auf www.laspalmas24.com.
Nachtleben
Wo anfangen wenn man über das Nachtleben von Las Palmas schreibt? Zum Beispiel bei den zahlreichen Diskotheken, Bars, Pubs und Lokalen mit Live-Musik am Canteras Strand. Hier gehts von Mitternacht bis zu Morgengrauen wirklich ab. Aber auch in der Altstadt, welche rund 3km vom Strand entfernt ist, (die Distanz am besten per Taxi überbrücken – kostet rund 3 Euro) befinden sich unzählige Lokale.
Tipp am Canteras Strand: Die zweistöckige Diskothek Paraninfo liegt nur 300 Meter vom Strand entfernt und ist wohl eine der Top-Adressen für das Surfvolk. Oben läuft alles von Disko bis Bob Marley und Manu Chao. – unten wird bei Metallica, Rammsteinund Rage Against The Machine „headgebangt“. Bis 0h 40 bekommt man für den Eintritt von 5 Euro 3 „Cubatas“ (kanarischer Rum mit Cola – Geheimtipp) dazu.
Tipp in der Altstadt: gratis Live-Musik gibts in der Bar „Charleston“ – und das bei vernünftigen Preisen (ein Bier 1,80 Euro). Ebenfalls in der Nähe der Altstadt liegt die Diskothek Las Brujas, welche sich in einem mehrere hundert Jahre alten und noch immer voll möblierten Herrenaus befindet.
Genereller Vorteil vom Nachtleben von Las Palmas. Eine ungeheure Dichte an Lokalen und Diskotheken und dies zu Preisen, die an das relativ niedrige Einkommen der Einheimischen angepasst sind (im Süden Gran Canarias werden Touristen hingegen schlicht und einfach ausgenommen wie alterschwache Weihnachtsgänse – dort 30 Euro und mehr als Eintritt für die Diskos verlangt).
Wer gern feiert sollte am besten im Februar nach Las Palmas kommen, denn dort findet der Karneval statt. Das bedeutet, ein Monat lang fast täglich Party und gratis Live-Musik in den Parks um den Canteras Strand. Oder zum internationalen Womad-Musikfestival Festival, welches jedes Jahr im Oktober eine Woche lang statfindet.
Shopping
Direkt an den Surfspots befinden sich die beiden riesigen Einkaufszentren „El Muelle“ und „Las Arenas“. Hier kann man ganze Tage verbringen, denn neben den unzähligen Shops gibts dort auch Kino, Spielsäle, Cafes und internationale Restaurants. In der Strasse Luis Morote (direkt am Canteras Strand) reiht sich ein Elektrogeschäft ans andere, in welchem man sich zu so niedrigen Preisen wie sonst nirgends in Europa mit Fotokameras, Videokamera und allem möglichen eindecken kann (ermöglicht durch die besondere Steuersituation Gran Canarias). Logischerweise gibts auch mehr als ein dutzend Surfshop. Empfehlenswert aufgrund der Auswahl der Shop La Burbujita. Im kleinen und unauffällige Shop Confital Bay arbeitet einer der ersten Surfer und Boardshaper der Insel. Hier bekommt ihr ab 300 Euro einzigartige und echt-kanarische Bretter der Marke „Confital Bay“. In Sachen Surfmaterial ist auch die Homepage www.lpsurf.com ein wahres Schlaraffenland. Hier verchecken die Einheimischen Bretter, Bodyboard, Neoprenanzüge, Unterwasserkameras und sogar alte VW-Busse und das zu Preisen, die jedem Surfer das Salzwasser im Mund zusammen laufen lassen.
Kultur
Las Palmas hat eine mehr als 500 Jahre lange Geschichte. In Sachen Sehenswürdigkeiten gehts in den beiden Altstadtvierteln Triana und Vegueta fast inflationär zu. Höhepunkt und empfehlenswert: das Kolumbus Museum (gratis Eintritt!), das CAAM (Museum der modernen Kunst), die Kathedrale Santa Ana und die Strasse Calle Mayor de Triana. Sehenswürdigkeiten am Canteras Strand sind der exotische und palmenbesetzte Parque Santa Catalina, der Hafen Puerto de la Luz (einer der größten des Atlantik) und das Opernhaus Auditorio Kraus.
Kulinarik
Vor allem in der Nähe des Hafens werdet ihr zahlreiche Restaurants aus dutzenden Ländern finden. Hier wieder der der Vorteil: große Auswahl – geringer Preis. Tipp: Restaurante El Nido – befindet sich direkt am Meer zwischen Canteras – und Confital Strand. Für 6,50 Euro gibts hier ein ausführliches Menü, welches den hungrigsten Surfer wunschlos glücklich macht. Wer einmal die einfache, kanarische Küche probieren will, der kann sich papas con mojo (Kartoffel mit einer pikanten Sauce), ropa vieja (Bohnen, Kartoffel wahlweise mit Tintenfisch oder Ziegenfleisch) oder eine vieja (bunter, kanarischer Fisch) gönnen.
Ausflüge
Direkt im Stadtgebiet liegt der Canyon Barranco de Guiniguada. Ihr könnt zu Fuß von der Altstadt losmaschieren und rund 1,5 Stunden durch eine tiefe Schlucht spazieren. Dort findet ihr mysteriöse Höhlen der Ureinwohner, verlassen und noch betriebene Bananenplantagen und riesige Kaktusse. Perfekt um einen kleinen Einblick in die kanarische Vegetation zu bekommen und toll zu erreichen, da mitten im Stadtgebiet. Die Bergwelt Gran Canarias liegt nur 1 Stunde per Bus oder Mietauto entfernt. Ein absolutes Muß für jeden der Gran Canarias wahres Gesicht kennen lernen will. Hier warten Kiefernwälder, Bergseen, byzarre Steinformationen wie der Roque Nublo und Kultstätten der Ureinwohner wie der Roque Bentaiga auf euch. Nächste Möglichkeit und besonders für Surfer besonders interessant wäre ein Spaziergang entlang der Nordküste Gran Canarias welche von zahlreichen Surfspots, Grafittis, Bananenplantagen, Lavafelsen, Fischrestaurants und ruhigen Dörfern gesäumt ist. Das auf einer felsigen Halbinsel errichtete Dorf El Roque ist besonders sehenswert. Die Ausflugsziele sind zahlreich und sprengen hier den Rahmen. Mehr Infos findet ihr wieder mal auf www.laspalmas24.com. Bericht und Fotos von Thomas Borstner.