Skookumchuck – 27 November 2007
Einen ganz besonderen Event gab es diesen November in Kanada. Die Alberta Riversurf Association ARSA hatte die besten Riversurfer aus der ganzen Welt eingeladen, um die wahrscheinlich eindrucksvollste Flusswelle Nordamerikas zu surfen. Gerry Schlegel – der wohl momentan weltbeste Riversurfer – und die von der Firma Mistral unterstรผtze pipelinepictures Filmcrew aus Mรผnchen folgten dieser Einladung.
Skookumchuck ist ein alter indianischer Begriff und bedeutet soviel wie „schnelles Wasser“. Die Legende besagt, dass diese Stelle so etwas wie eine natรผrliche Grenze bildete, die nur ein bestimmter Indianerstamm mit ihren Kanus รผberqueren und sich damit vor Verfolgern in Sicherheit bringen konnte. Neu entdeckt hat den Spot Elijah Mack, ein in San Diego aufgewachsener Surfer. รber einen Zwischenstopp in San Francisco wurde Elijah nach Oregon verschlagen und gibt sich seither voll dem Riversurfen hin. 2004 grรผndete er die World River Surfing Association WRSA. Elijah gibt an, schon um die 200 verschiedene Flusswellen auf der ganzen Welt geritten zu haben. 2007 realisierte er einen lang gehegten Traum: Die besten Riversurfer der Welt an seinem Lieblingsspot zusammenzubringen. Elijah hat eine tiefe spirituelle Verbindung zu Skookumchuck, der durch seine Magie sein Leben verรคndert hat .
Ganz oben auf der Wunschliste der Surfer fรผr diese Convention stand fรผr Elijah der Mรผnchner Surfer Gerry Schlegel. Gerry ist Local am Mรผnchner Eisbach und wenn man ihn danach fragt, wie viele Riversurf-Contests er schon gewonnen hat, muss er die Antwort erstmal schuldig bleiben. Alleine dieses Jahr waren es drei. Aber auch im Meer ist Gerry durchaus erfolgreich. Seinen ersten Contest-Sieg dort, errang er dieses Jahr bei den ADH Open im franzรถsischen Seignosse.
Mit dabei auf dem Weg nach Kanada war die pipelinepictures Filmcrew. Sie arbeitet derzeit am wohl aufwรคndigsten Surffilmprojekt, das je in Deutschland realisiert wurde. Von Anfang an als Geldgeber mit dabei war die Firma Mistral. Dazu Donald Scholz, Marketingleiter von Mistral: โRiversurfen ist eine faszinierende Sportart mit grossem Potential, gerade in einem Land wie Deutschland, das nicht mit besonders viel Coastline gesegnet istโ. Der Film „Keep Surfing“ ist eine Langzeitdokumentation รผber das Riversurfen und ihre heimlichen Helden und kommt 2008 in die Kinos. Der Regisseur und Produzent Bjรถrn Richie Lob : โ Elijah und Gerry sind Protagonisten im Film und seit uns Elijah im April die Aufnahmen von seiner Skookumchuck Erstbefahrung gezeigt hatte, warteten wir eigentlich nur auf die perfekte Gelegenheit fรผr einen Trip dorthin. Die Aufnahmen bieten einen perfekten Schluss fรผr unseren Film und wurden uns durch die Unterstรผtzung von von Buster Surfboards, Oxbow, Vรถlkl und Wavetours ermรถglicht.
Trotz der eisigen Temperaturen – das Wasser hatte zwar noch 8 Grad, aber die Lufttemperatur war am Gefrierpunkt – versammelten sich Surfer und Riversurfer aus Nordamerika, Europa und Australien, um der Convention beizuwohnen. Warum man ausgerechnet im Winter in Canada solch einen Event ins Leben ruft, erklรคrt sich durch die Besonderheit der Welle. Skookumchuck entsteht durch die Gezeiten. Die Welle bildet sich an einer schmalen Stelle, die Skookumchuck Narrows genannt wird und den Pazifischen Ozean und ein groรes Meerbassin verbindet. Genau genommen ist besagte Welle also gar keine klassische Flusswelle, sondern wird durch die Strรถmung aufgrund der Gezeitenunterschiede hervorgerufen. Und eben in dieser Novemberwoche gibt es die grรถรten Gezeitenunterschiede im Jahr und somit eine Strรถmung mit einer Geschwindigkeit von bis zu 16 Knoten.
Eine ganz besondere Herausforderung also fรผr die deutsche Crew. Die sehr schnelle und hohe Welle in Kanada lรคsst die Welle am Mรผnchner Eisbach fast schon wie eine Spielzeugwelle erscheinen. Und wรคhrend man im Englischen Garten in Mรผnchen locker vom Rand auf sein Board springen kann und los gehts, ist die Vorbereitung fรผr Skookumchuck deutlich umfangreicher. Zunรคchst gab es fรผr alle Rider ein Security-Meeting, bei dem vielen das Herz schon in die Hose rutschte. Grosse Wassermassen an engen Stellen bringen neben Wellen auch andere, unerwรผnschte Effekte, wie z.B. starke Strudel, die fรผr lange hold downs von bis zu 90 Sekunden sorgen kรถnnen.
Die beste Mรถglichkeit in die Welle zu kommen, ist die Nutzung eines Taxis in Form eines Jet Skis. Dabei fรคhrt der Jet Ski entweder in die Welle und der Surfer springt ab und macht anschlieรend einen Take Off oder der Surfer wird mit einer Tow In-Leine in die Welle gezogen. Da die Fliessgeschwindigkeiten sehr hoch sind, steht hinter der Welle ein zweiter Jet Ski zur Verfรผgung, der den Surfer nach Verlassen der Welle wieder herausfischt. Hierbei werden von den Jet Skifahrern รคhnlich gute Skills verlangt, wie beim Big Wave Surfen, da zwischendurch immer wieder Passagen auftauchen, die auch den Jet Skis gefรคhrlich werden kรถnnen. Hier sorgten die Lifeguards Steve Fagan und James Mole, die sonst Profis wie Laird Hamilton und Kelly Slater aus den Big Waves holen fรผr sichere Rรผckendeckung.
Doch was sind nun die Hauptunterschiede zwischen dem Eisbach und Skookumchuck. Dazu Gerry: „Skookumchuck hat viel mehr Power und ist viel grรถรer als der Eisbach. Es kommt dem Meersurfen nรคher und man kann die Turns lรคnger ausfahren“. Stellt sich die Frage, welche Welle er lieber bei sich im Garten hรคtte. Gerry: „Beim Eisbach kann man mal schnell zwischendurch surfen gehen und wenn wenig los ist, kann man in der Stunde 20 bis 30 Runs haben. Skookumchuck erfordert einen hohen technischen Aufwand und man schafft vielleicht drei bis vier Runs die Stunde, wenn man zwei Jetskis dabei hat“. Fehlt natรผrlich die unvermeidliche Frage, wer nun die besten Skills beim Riversurfen hat und ob die noch in der „Capital of Riversurfing“ Mรผnchen zu Hause sind. Aber darum ging es ja nicht bei diesem Event. Elijah Mack von der WRSA ging es auch nicht um Coverage oder Sponsoren-Gelder. Er wollte lediglich eine Community zusammenbringen, die sich bisher nur รผber das Internet kannte.
Eine Frage konnte desweiteren nicht geklรคrt werden: Wer denn nun offiziell als erster Riversurfer der Welt in die Geschichte eingegangen ist. Bisher wurde dieses Ereignis Mรผnchner Surfern vor 30 Jahren zugeschrieben. Ob das stimmt und nicht die ersten Riversurfer Indianer in British Columbia waren, blieb offen. Indianer gibt es bei Skookumchuck lรคngst nicht mehr. Aber auch die Mรผnchner Riversurfer sind angezรคhlt. Es gibt Plรคne der Verwaltung des Englischen Gartens, die Welle zu zerstรถren. Diesmal bleibt die Geschichte aber der Nachwelt erhalten. Dafรผr sorgt Bjรถrn Richie Lob, selbst begeisterter Riversurfer, mit seinem Film. Und diesen kรถnnt ihr bald sehen: 2008 kommt die Story des Eisbachs, Skookumchuck und vielen anderen Riversurfspots ins Kino.