Quirin gehört zu dem Dutzend deutscher Surfer, die richtig rocken und auch schon lange vor dem großen Surfboom Mitte der 90er gesurft haben. Ausserdem kann er als Einziger von sich behaupten Kelly Slater und Bruce Irons in einem Contest geschlagen zu haben. Auf der Swatch Wave Loch Tour 1999 in München belegte er den 4. Platz hinter Bill Bryan, Tony Hawk und Chris Miller noch vor den beiden SurfPros Bruce und Kelly. Trotz dieses Erfolges war er mal abgesehen von einigen DM Teilnahmen nie wirklich an Contests interessiert und wählte stattdessen einen anderen Weg und hat für Billabong gearbeitet und ist seit 2003 der deutsche Redakteur der Surfing Europe.
Soul-Surfers.de: In fast jedem Interview, das ich bis jetzt von Dir gelesen habe, wird immer sehr stark auf Deine Wurzeln beim Riversurfen angesprochen. Kannst Du Fragen dazu noch hören, oder hast Du das schon hinter Dir gelassen?
Quirin: Normalerweise, wenn ich irgendwo bin und irgendjemand auf Flusssurfen kommt, halte ich mich immer zurück, aber wenn man mir konkrete Fragen darüber stellt, beantworte ich diese natürlich gerne. Man darf seine Vergangenheit nicht verleugnen, und ich habe nun mal am Eisbach Surfen gelernt. Außerdem hatte ich eine tolle Zeit mit all meinen Freunden. Der Eisbach war wie der Strand für mich. Ich war fast jeden Tag da, habe so gut wie alle Manöver erfunden und hier hat alles angefangen. Da ich damals der beste Surfer am Eisbach war, habe ich meine ersten Sponsoren bekommen und viele Leute kennen gelernt. Wenn ich an die Zeit zurück denke, kommen nur tolle Erinnerungen in mir hoch.
Soul-Surfers: Kannst Du Dich noch erinnern, wann Du das letzte Mal im Eisbach surfen warst :-) ?
Quirin: Das war letztes Jahr im Juli. Ich war kurz zu meinem Geburtstag in München und musste natürlich einmal ins Wasser springen. Ich hatte mir allerdings ein paar Wochen vorher mein Außenband in Tahiti gerissen, war deshalb nicht ganz fit. Es macht immer noch Spaß, aber das Kapitel Eisbach ist für mich vorbei. Dieser Zeit hinterher zu trauern bringt nicht. Man muss weiter ziehen. Ich werde aber immer am Eisbach surfen gehen, wenn ich in München bin.
Soul-Surfers: Was hälst Du von der tube6 Idee eine „richtig gute“ Welle in einen Fluss zu bauen.
Quirin: Tolle Idee, und ich hoffe, dass sie sich bald verwirklichen lässt. Wäre doch der Wahnsinn, wenn man eine Welle a la Swatch Wave in einen Fluss bauen kann. Mit Tube usw … Dann würde ich sogar einen Surftrip nach Deutschland machen.
Soul-Surfers: Was meinst Du, hätte das für Auswirkungen in München und die dortige Szene, die ja jetzt schon sehr groß ist.
Quirin: Wäre doch nicht schlecht, dann wäre es am Eisbach nicht mehr so voll, es gäbe mehr Surfer, die würden dann mehr Billabong kaufen und mehr Surfing-Europe-Hefte und ich würde mehr verdienen … Ha, ha!
Soul-Surfers: Du hast Dich ja vor einigen Jahren nach Hossegor aufgemacht, um dort für Billabong zu arbeiten und hast unter anderem auch an der Webseite mitgearbeitet und live von Contests berichtet und moderiert. Muss ja eigentlich ein Traumjob gewesen sein, oder nicht? Wie kam es dazu?
Quirin: Es ist immer noch ein Traumjob. Ich arbeite immer noch für Billabong, jetzt allerdings Freelance und kümmere mich um die europäische und die südafrikanische Internetseite. Allerdings nur um den Inhalt, nicht um das Design. Außerdem moderiere ich die WCT-Events von Billabong, Tahiti, J-Bay und Mundaka. Angefangen habe ich im Lager von Billabong. Dann bin ich nach ein paar Monaten ins Marketing gekommen, habe mit der Internetseite angefangen, mich dann um die Surf, Snow und Skateanzeigen europaweit gekümmert. Irgendwann hatte ich dann keine Lust mehr auf Hossegor und bin weiter gezogen. Ich wollte einfach etwas Neues machen.
Soul-Surfers: Warum hast du Dich dazu entschieden, Frankreich zu verlassen und nach Südafrika zu ziehen?
Quirin: Ich war 1994 das erste Mal mit meinem Freund Timmi für knapp ein Jahr in Kapstadt und wollte immer wieder mal zurück. 2003 war der Moment dann gekommen. Seitdem bin ich jedes Jahr rund sechs Monate in Kapstadt gewesen.
Soul-Surfers: Mal abgesehen von Deinem Job als Redakteur bei der Surfing Europe, gibt es noch Sponsoren, die Dich unterstützen, oder hast du noch andere Jobs?
Quirin: Wie gesagt, ich arbeite noch viel für Billabong. Billabong ist auch immer noch mein Hauptsponsor. Ansonsten werde ich von Gravis, von Zipper, Nixon und Billabong Surfboards unterstützt.
Soul-Surfers: Wie gerade angesprochen, hast Du ja vor einigen Jahren schon die Redaktion für die Surfing Europe übernommen.
Quirin: Das war 2003. Im Endeffekt bin ich kopfüber ins kalte Wasser gesprungen, da ich keine Ahnung hatte, was mich erwarten würde. Und Ihr könnt mir glauben, pro Jahr sechs oder sieben Editorials zu schreiben, das ist gar nicht so einfach. Es macht aber eine Menge Spaß und es erlaubt mir weiterhin zu leben, wo ich möchte.
Soul-Surfers: Du bist ja schon eine Menge rum gekommen und reist auch immer noch viel. Wo liegt für Dich noch der Reiz beim Reisen, wo Du doch in den letzten 6 Jahren immer Weltklasse Spots vor Deiner Haustür hattest?
Quirin: Es gibt immer noch viele Länder, die ich noch nicht gesehen, Kulturen, die ich noch nicht kennen gelernt und Wellen, die ich noch nicht gesurft habe. Das müsste als Reiz reichen.
Soul-Surfers: Es gibt viele Leute, die sich über deutsche Surfer beschweren, weil sie angeblich keinen Respekt vor den Locals haben, reindroppen oder wie ein Floß mitten im Line-up liegen. Würdest Du sagen, dass diese Aussage wahr ist, oder ist das eher übertrieben?
Quirin: Ja und nein. Ich glaube einfach, dass die meisten deutschen Surfer einfach nicht wirklich wissen, was sie tun. Die meisten kommen selten ins Wasser, und wenn man anfängt, kann man sich einfach nicht immer auf alles konzentrieren. Was die Surfer angeht, die schon ein bisschen besser sind, man darf halt nicht vergessen, dass es neben den ganz normalen Regeln auch noch eine Etikette im Wasser gibt, die aber nirgendwo niedergeschrieben steht: am Pointbreak nicht an allen vorbei zu paddeln, nachdem man eine Welle hatte, zu sehen, wer schon lange gewartet hat, usw. Das lernt man allerdings erst nach einer Weile und ich habe auch einige Zeit gebraucht, um diese Etikette zu verstehen. Und ich hatte Glück und ein paar wirklich gute Lehrer in Hossegor.
Soul-Surfers: Wie sind Deine Planungen für die nächste Zeit? Willst Du in Südafrika bleiben, oder hast Du schon was anderes geplant?
Quirin: Südafrika habe ich jetzt erst einmal abgehackt. Ich würde Anfang nächsten Jahres gerne für ein paar Monate nach Australien gehen, an die Gold Coast. Wärmeres Wasser, viele Flecken, die ich noch nicht kenne und ein paar sehr gute Freunde.
Soul-Surfers: Gibt es eigentlich noch andere Videos außer den Fatum Streifen National Moshers wo man Dich sehen kann?
Quirin: Ja, ein Video, das die Blue gemacht hat, mit Aufnahmen von mir in G-Land. Dann hatte ich einen Part am Eisbach auf einem Snowboardvideo und ein paar Auftritte auf Swatch und Siemens Wave Tour Videos. Ansonsten gibt es unzählige Reportagen, von MTV Sports, dem WDR usw.
Soul-Surfers: Was war dein schlimmstes und dein schönstes Erlebnis im Wasser?
Quirin: Ich hatte eigentlich noch nie ein schlimmes Erlebnis. Habe mich zwar schon des Öfteren verletzt, aber nie wirklich schlimm. Klar, ab und zu bin ich mal ein bisschen länger unter Wasser als mir lieb ist, aber das gehört dazu. Mein schönstes Erlebnis? Eigentlich ist jeder Surf ein schönes Erlebnis. Ich habe eigentlich nie einen schlechten Surf. Mir ist es ganz egal, wie die Wellen sind, ich versuche einfach immer das Beste aus den Bedingungen zu machen.