Seit diesem Jahr sind bei der französischen Marke Picture Organic umweltfreundliche Wetsuits ohne Neopren im Programm. Wir kamen in den Genuss einige der ersten Modelle zu testen. Heute gibt es den Bericht zum Picture Civic 3/2er No-zip, nächste Woche testen wir den Dome 4/3er.
Picture Civic 3/2 Test
Inhalt
Das Label Picture Organic ist eine Gemeinschaftsproduktion der sportbegeisterten Freunde Julien, Jeremy und Vincent. Mit Wurzeln im Bereich Kite-Surfen, Snowboarden und Skateboarden, setzt die Marke Picture exklusiv auf Bekleidung aus umweltfreundlichen Materialien. Das ausgefeilte Konzept der Wetsuits und die schlauen Köpfe hinter der Marke lassen vermuten, dass der Test-Wetsuit einiges zu bieten hat.
Aussehen
Zuerst fällt auf, dass der Picture Civic sich optisch kaum von herkömmlichen Neoprenanzügen unterscheidet. Die Oberfläche ist glatt und leicht glänzend. Ohne zu wissen, welche Technologie in dem Wetsuit steckt, wirkt das Material lediglich wie hochwertiges Neopren.
Tragekomfort
Der Anzug ist bei der ersten Anprobe verblüffend leicht anzuziehen. Die Öffnung des No-Zip Models wirkt zwar sehr klein, das Material ist aber dehnbarer als Neopren. Das erleichtert den Einstieg in den Civic deutlich. Das flauschige Lining auf der Innenseite sorgt auf Anhieb für ein angenehmes Tragegefühl. Nur unter den Armen kneift es ein erstmal ein bisschen.
Testbedingungen
Wassertemperatur: 16° C
Lufttemperatur: 19° C
Schon im Vorfeld ist klar: Die Temperaturen an diesem Novembertag in Peniche sind grenzwertig für einen 3/2er. Doch die Sonne scheint und 60-90 Minuten im Wasser sollten locker drin sein, wenn der Anzug hält, was er verspricht.
Eindruck
Die ersten Schritte im Wasser sind kühl, beim folgenden Dive kommt gerade so viel Wasser durch, dass der Anzug sich erstmal am Körper festsaugt. Dabei verschwindet auch sofort das Kneifen unter den Armen. Als ich im Line-up ankomme, fühle ich mich erstaunlich warm und bequem. Zwischenfazit: Der Anzug kann was.
Die Sonne im Rücken, surfe ich saubere, hüfthohe Sets und das regelmäßige Zurückpaddeln zum Peak sorgt dafür, dass mir nicht kalt wird. Lediglich als nach einer Stunde zunehmend Nebel aufzieht, wird es doch langsam ungemütlich. Ich bleibe trotzdem noch 45 Minuten im Wasser, bevor dichter Nebel und High Tide die Session endgültig beenden. Ein leichtes Frösteln und kalte Füße verfliegen augenblicklich, als ich wieder am Strand ankomme.
Features
Das sogenannte Power Grip an den Armen stammt aus dem Triathlon Bereich und soll mit gummierten Wellenmustern für zusätzliche Paddelpower sorgen. Ebenfalls vom Triathlon entliehen wurde das Motion Pattern. So werden Schultern und Achseln komplett ohne Nähte gestaltet. Die Beweglichkeit der Arme bleibt erhalten und wunder Haut an Problemstellen wird wirksam vorgebeugt. Für sanften Kontakt der Brust beim Paddeln, sitzen unter dem Rippenbogen 2 kleine Polster. Von innen sind alle Nähte mit extra Tape-Streifen verstärkt und an den kritischen Punkten mit zusätzlichen Pads verklebt. Am rechten Bein befindet sich eine unauffällige, kleine Keypocket.
Performance
Die spezielle Konstruktion der Schulterpartie und die gummierten Unterarme, spüre ich beim Paddeln nicht wirklich. Der Flex in den Extremitäten ist allerdings wirklich gut. Nach dem Take-off fühle ich mich sofort federleicht. Die erhöhte Bewegungsfreiheit für Beine und Hüften lädt förmlich dazu ein, den Schwerpunkt nach unten zu verlagern. Durchaus ein Vorteil bei Manövern. Die hohe Beweglichkeit der Knie ist bemerkenswert und fällt schon beim Sitzen auf dem Brett auf. Insgeheim freue ich mich aber schon auf den Test mit dem etwas wärmeren 4/3er.
Preis
Seit 2015 der erste Yulex Wetsuit der Welt vorgestellt wurde, hat sich einiges getan. Sowohl ein japanischer Produzent und mehrere französische Labels sind mit umweltfreundlichen Wetsuits im Rennen. Die bessere Verfügbarkeit der Materialien senkt den Anschaffungspreis für einen ökologisch verträglicheren Anzug damit erheblich. Ein wichtiger Schritt, um mit den herkömmlich gefertigten Wetsuits der großen Hersteller, wie Billabong, Rip Curl & Co., konkurrieren zu können. Der vorgestellte Anzug ist vielerorts schon ab 269,- € erhältlich und liegt damit nur unwesentlich über den nicht-nachhaltigen Modellen anderer Hersteller. Neben dem guten ökologischen Gewissen, gibt es aber noch einen weiteres gutes Argument zu einem Wetsuit mit dem Label „eco-friendly“zu greifen. Naturalprene ist nämlich insgesamt robuster als Neopren, was die Lebenszeit des Anzugs entscheidend verlängern kann.
Fazit:
Der Picture Civic 3/2 ist definitiv ein solider Anzug mit allen Features, die ein zeitgemäßer Wetsuit bieten sollte. Gleichzeitig handelt es sich bei dem Anzug laut Herstellerangaben um den „umweltfreundlichsten Wetsuit der Welt“ und der Preis liegt absolut im Rahmen. Falls die Haltbarkeit der Anzüge sich mittelfristig beweist, werden in den kommenden Jahren garantiert eine Menge dieser Wetsuits an den Küsten Europas zu sehen sein.
Naturalprene Wetsuits von Picture Organic
Die Stadt Clermont-Ferrand ist vielen Surfern ein Begriff, die schon mal mit dem Auto durch Frankreich gefahren sind. Seit 2009 entstand dort das Label Picture Organic, mit der Vision 100% umweltfreundlich zu arbeiten. Bei den Picture Wetsuits kommen 85% Naturkautschuk aus Malaysia und 15% synthetischer, chlorfreier Gummi auf Pflanzenbasis zum Einsatz. Erdöl und Lösungsmittel sucht man im Materialmix vergebens. Für die Verarbeitung in den Wetsuits wird der natürliche Gummi auf das 4-fache expandiert. Das innere und äußere Lining bestehen aus Recycling-Polyester. Alle Teile werden mit lösungsmittelfreien Klebstoffen mit dem Naturalprene verklebt.