Leni ist der Kopf hinter Nalu Peak. Die junge Schwarzwälderin bemalt Boards aller Art und beschäftigt sich viel mit Upcycling. Alles was aus Holz ist, gefällt Ihr dabei besonders. Aus dem Gedanken heraus aus altem wieder etwas schönes zu machen, ist die Idee mit den Boards entstanden. Entweder gefällt das Design recht schnell nicht mehr oder es ist gleich in der ersten Saison durch und die Boards landen im Keller oder auf dem Müll. Wir konnten Leni ein paar Fragen zu Ihrer Kunst stellen und haben mal nachgehört wie sie mit den Boards arbeitet.
Hallo Leni, surfst Du? Wie und wo hat es für Dich angefangen?
Ich bin dabei, es zu lernen – bin aber zugegebenermaßen wesentlich besser im Pow.
Für meinen Bruder und mich gab es hier im Schwarzwald immer nur Motocross und das Snowboarden.
Meine Gedankenwelt um das Meer hat im Urlaub in Tunesien begonnen. Ich war vielleicht 6. Den Wellen beim Brechen zuzusehen, zuzuhören. Den Sand zwischen den Zehen und die Luft. Alles daran hat mich immer unglaublich beruhigt und ich wollte nie wieder fort. Surfen an sich habe ich erst mit 10 für mich entdeckt, jedoch fernab vom Meer. Ich hatte bis vor einer Weile kaum die Möglichkeit am Meer zu sein, um richtig surfen zu lernen. Trotzdem wusste ich immer genau, dass es das ist was mir fehlt. Landlocked sein – ich fühle mich einfach immer unvollständig. Jeden Tag habe ich nichts anderes im Kopf als Wasser. Dies hat meinen künstlerischen Stil sehr geprägt. Durch meine Kunst und die hier wachsende Szene konnte ich dieses Gefühl ein wenig kompensieren und auch weitergeben.
Mittlerweile schaffe ich es immer öfter ans Meer und ergreife jede Möglichkeit, dass es irgendwann zum Dauerzustand wird und ich dem Drang nachgehen kann, richtig surfen zu lernen.
Indianische Muster sind in den letzten Jahren in der Klamottenindustrie ziemlich in, sie sind viel in Deinen Werken zu finden, hast Du einen besonderen Bezug dazu?
Das hat alles mit meiner Mum angefangen. Sie hatte jede Menge Bücher über all die verschiedenen Indianerstämme. Die Geschichten, die Art und Weise mit der Natur und den Tieren umzugehen, die Farben, Muster und Symbole – all das hat mich sehr interessiert und in meiner Sicht auf die Dinge geprägt. Ihren alten Indianersessel, bezogen mit einem rauten Muster in Rottönen, habe ich noch immer in meiner Wohnung. Ich male diese Muster nicht, um anderen zu gefallen oder weil es in ist. Trends interessieren mich dahingehend grundsätzlich wenig. Ich male sie, weil sie zu mir gehören. Für mich stehen sie für das Gefühl von Zuhause und Wohlbefinden. Das geht bei mir bis unter die Haut in Form meiner Tattoos, und gerade hierbei hat jeder Strich ganz besonders bewusst eine eigene Bedeutung.
Für meine Arbeit verwende ich sie am liebsten auf Holzboards. Es hat etwas grundlegend Richtiges, Naturmaterial auf eine Art wieder mit den Mustern zu verbinden.
Was für Farben benutzt Du um Surfboards zu bemalen? Verstehst Du die Boards die Du bemalst eher als Bild was an die Wand gehört, oder möchtest Du, dass die Boards genutzt werden auch wenn Deine Arbeit vielleicht besonders bei Skateboards schnell wieder verschwunden ist…? Wie beständig ist die Farbe gegen Salzwasser, Sonne, Sand und Surfwachs?
Ich verstehe die Boards momentan mehr als Interior-Kunst, möchte aber vor allem, dass sie zukünftig auch genutzt werden. Hierfür direkt mit einem Shaper und neuen Boards zu arbeiten ist für mich daher der nächste Step.
Zwar bemale ich bereits neue Boards, teste hier aber noch die langfristigen Ergebnisse mit verschiedenen Boards und Materialien. Ich male mit Lackstiften. Mit vielen verschiedenen Farben und Größen kann eigentlich jedes gewünschte Motiv erreicht werden.
Beständig ist die Kunst allemal, auch auf geglasten Boards. Immens wichtig ist hier die richtige Vorbereitung des Boards und das zu den verwendeten Farben passende Klarlack Finish mit UV- Schutz und guter Abriebbeständigkeit.
Geht es um Aufarbeitungen alter und teilweise auch ordentlich gejibbter oder gar gebrochener Snow- oder Skateboards, ist es natürlich reine Kunst und dient hauptsächlich der nützlichen Weiterverwendung von nicht mehr fahrbaren Boards und dem dadurch entstehenden „feeling at home“. Auf diesen Boards kann ich allerlei Farben verwenden, nehme aber grundsätzlich meist ebenso Posca und Acryl. In so einer Aufarbeitung steckt viel Arbeit dahinter, aber wenn der Kunde vom Vorher-Nacher-Effekt stoked ist, ist das Gold wert.
Im Endeffekt darf jeder für sich entscheiden, ob die Kunst als Interior Piece bewahrt werden soll oder ob sie einen lieber auf dem Board durch die Welt begleitet und deren Gegebenheiten in Kauf nimmt.
Für mich darf Kunst beides. Auf ewig beständig sein oder auch einfach den Moment um Einiges verschönern. Beides ist richtig.
Was beeinflusst Dich sonst noch bei Deinen Bildern
Allerlei Kulturen und ihre Symbole. Die Natur ist die größte Inspiration. Ich male sehr gerne Holzoptik auf allerlei Boards. Das ist eigentlich das, weshalb auf einmal alle Boards haben wollten.
Inspirierend sind für mich auch Fineline und Dotwork Techniken beim Tätowieren.
Ich darf nebenher von einem Tattoo Artist lernen und gestalte daher auch Tattoo Sketches, welche ich dann auch irgendwann gerne selbst auf Haut bringen möchte. Generell können meine Motive auf Boards, Holz sowie Wänden, Bussen oder eben auch irgendwann auf Haut ihren Platz finden.
Die „deutsche“ Surf-Art Szene wächst derzeit etwas an, hast Du Kontakt zu anderen Künstlern?
In der Surfszene habe ich mich immer soweit es geht, ohne am Meer zu leben, bewegt und versucht alles an Wissen und vor allem an Gefühl für mich im Austausch mitzunehmen. Habe aber keinen bestimmten Künstler der mich inspiriert was die Kunst an sich angeht. Eher schon bezüglich des Know How über Pens und Surfboards. U.a. sind Drew Brophy und Haylee Fieldes aka Fieldey diesbezüglich die Master im Ausland.
Sehr inspirierend ist für mich hier nun das Shaperhandwerk. Ich würde allzu gerne von Shapern lernen und ausschließlich auf Holz umsteigen und darauf malen. Damit fühle ich mich am wohlsten.
Machst Du ausschließlich handwerkliche Malerei, oder entwirfst Du auch Sachen am PC?
Generell entwerfe ich meist in meinem Kopf und mit meinen Händen. Ich skizziere und gehe im Endeffekt viel nach Gefühl und vor allem dem Material entsprechend vor – Maserungen oder andere Gegebenheiten füge ich auch hinzu oder ändere ab.
Bei Cover Ups alter Boards und ihrer Logos ist natürlich Planung angesagt und etwas weniger Spielraum gegeben, aber auch das geht rein handwerklich.
Wenn ausschließlich ein Board Design oder Logos angefragt werden, setze ich mich auch an den PC. Hierbei lerne ich momentan fleißig von meiner Schwägerin, die eine wunderbare Grafikdesignerin ist. Es gibt immer was dazuzulernen.
Leni, danke für das Interview!
Wer von Euch nun sein Board von Leni bemalen lassen will, kann sie über Ihre Facebook Seite erreichen oder per PN auf unserer Seite.
1 Kommentar
Den Wal auf dem Skatedeck finde ich sehr cool!