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Flughafen Warschau
„Gratuliere!“ „Was?“ Malte dreht sich um, er hat gerade ganz vertieft auf die Anzeigentafel in der Warschauer Flughafenhalle geschaut, „ach du bist´s Tomasz, wozu gratulierst du mir?“ „Hier schau dir das an, was Mateusz entdeckt hat!“ Mateusz hält Malte aufgeregt eine Surfer-Illustrierte vor die Nase. „Wo hast du die denn aufgetrieben?“ erstaunt schaut Malte auf das deutsche Exemplar, naja schon etwas älter das Heft, aber immerhin. „Na, schau doch mal rein! Seite 24!“ Mateusz drückt Malte das Heft in die Hände und Malte bleibt nichts anderes übrig als der Anweisung nach zu kommen. „Ja und? Da sind Wellen und ein paar Surfer,“ sagt er als er die Hochglanzfotos sieht, aufgenommen in Frankreich, hmmm, das sieht nach Hossegor aus, ein großer Tag war das wohl, am Strand sieht man einen Kläffer, das könnte ja fast Struppi sein, und der Surfer naja, das Board kommt Malte schon irgendwie bekannt vor, „scheiße man, das bin ja ich, wann haben die das gemacht?“ ruft er dann und blättert wieder nach vorne, letztes Jahr im Frühjahr, „wie habt ihr mich bloß erkannt, ich bin doch gar nicht so gut zu erkennen?“ fragt er erstaunt und schaut auf die beiden strahlenden Gesichter von Tomasz und Mateusz. „Na, so ein rotes Board, diese spröden blonden Haare und der blonde Köter,“ irgendwie haben wir da gleich an dich gedacht,“ meint Mateusz und nimmt ihm das Heft wieder aus den Händen und schaut sich noch einmal das Foto an, den Kopf ständig schüttelnd, „man du bist ja richtig gut!“ „Ach, so ein quatsch, das können tausend andere auch,“ Malte ist über Mateusz Ehrfurcht peinlich berührt, das hat er nun wirklich nicht verdient, „dafür bekomme ich nix anderes gebacken, wie du gesehen hast,“ sagt er im Nachsatz und nimmt seine Reisetasche auf. Struppi schaut interessiert hoch, in Erwartung dass es endlich wieder los geht, wedelt er ununterbrochen mit dem Schwanz. Tomasz klopft Malte auf die Schulter, „ach komm, du hast dich doch ganz wacker gehalten. Lass uns doch da drüben noch einen Kaffee trinken, bevor dein Flug geht.“
Sie schlendern zum Bistro rüber und Mateusz packt das Heft sorgsam wieder ein. Malte ist nicht gut drauf, Agnieszka und er hatten sich gestern Abend das letzte Mal gesehen, und mit den paar Brocken polnisch, die er inzwischen konnte, war es ein jämmerlicher Abschied. Was sollte er ihr sagen? Bis zum nächsten Mal? Komm mich besuchen? Das klang alles so abgedroschen. Er hatte das Gefühl, sie war noch viel trauriger als er. Er konnte ihr ja nicht einmal Briefe schreiben oder sie anrufen. Jetzt schon hatte er wilde Sehnsucht nach ihr und musste die Augen schließen, fühlte noch einmal einen Moment ihre feinen zarten Lippen, die ganz vorsichtig und zittrig seine suchten. Sie war so fein, wie eine Blume …. „Malte? Kaffee?“ „Ja, danke,“ schnell öffnet Malte die Augen wieder. Tomasz hält ihm einen dampfenden Becher Kaffee hin. „Alles okay? Du siehst aus, als würdest du gleich umfallen?“ fragt Tomasz besorgt. Maltes Gesicht ist in der Tat ganz bleich und durch die blonden zerzausten Haare wirkt er noch angeschlagener. „Nein, ist schon gut, ich habe nicht so viel geschlafen, der Kaffee ist jetzt genau das richtige,“ antwortet er und setzt sich zittrig auf den Barhocker an den Tresen. Eine Weile sitzen die drei schweigsam und schlürfen Kaffee während Struppi den Boden nach Krümeln und weiteren Essensresten absucht und auch fündig wird.
„Fliegst du gleich weiter oder bleibst du noch in Paris?“ fragt dann Tomasz. „Ich fliege gleich weiter nach Bordeaux, Bahnfahren ist erst einmal nicht so mein Thema,“ meint er und beide grinsen und müssen an den Beginn ihrer gemeinsamen Geschichte denken. „Lass deine Nase richten, wenn du in Frankreich bist,“ meint Mateusz nebenbei und tunkt einen Keks in den Kaffeepot. Malte greift zu seiner Nase, „ja sieht schlimm aus oder? Ist das dann ne Schöhnheit´s O.P.?“ „Hmm, nein, Wiederherstellung zählt glaube ich nicht als Schönheitsoperation, sonst lässt du es hier machen, ist billiger,“ meint Tomasz. „Ja, super, ein guter Grund um wieder her zu kommen!“ antwortet Malte nicht sehr begeistert und nippt am Kaffee, „kommt ihr mich bald besuchen?“ fragt er dann zaghaft. Irgendwie hat er Angst, alleine nach Montalivet zu gehen. Warum mussten Marc und Maike auch nach Hamburg? „Bestimmt!“ nickt Mateusz und nimmt Malte freundlich in den Arm, „komm lass uns noch einen Wodka trinken und dann bringen wir dich zum check in Kleiner, es wird Zeit, dass du nachhause kommst!“