Aufmerksam geworden sind wir auf Flo durch ein Hammer Bild, das sein Buddy Jacob Polacsek von ihm auf einer รคuรerst seriรถsen Indo Welle geschossen hat. Ein Bergfex auf solch einer Welle in solch einer Position? Da mussten wir mehr drรผber rausfinden!
Wir haben dann Flo รผber gut 4 Wochen hinweg online ausgequetscht. Da er gerade einen Bandscheibenvorfall auskuriert konnte er sich auch nicht richtig wehren und entgegen seiner Gepflogenheiten nicht einfach auf ein Boot im indischen Ozean entfliehen oder sich in den Powder seiner heimischen Berge zurรผckziehen.
Rausgefunden haben wir folgendes:
Flo ist schon 31 โ deshalb wohl auch die Probleme mit dem Rรผcken… – und lebt in Innsbruck / Tirol (รsterreich fรผr die Laien) vom Snowboarden. Er lรคsst sich da fรผr’s freeriden bezahlen (die Welt ist ungerecht) und veranstaltet den check-the-ripper Contest, einen Event bei dem der kompletteste Snowboarder gesucht wird. Nur wer freeride und freestyle beherrscht hat da eine Chance den Event zu gewinnen Und komplett ist genau das richtige Stichwort um Flo mit einem Wort zu umschreiben. Neben dem snowboarden geht er noch klettern und bergsteigen โ logisch bei dem Wohnort โ schwimmen, windsurfen und, jetzt kommt’s, surfen in richtigen Wellen. Zum surfen ist auf einem fรผr uns nicht Kรผstenbewohner typischen Weg gekommen, nรคmlich an windlosen Tagen wรคhrend eines Windsurftrips. Allerdings ritt er seine erste Welle an der Baja California, was nun nicht gerade jeder von sich behaupten kann.
Da Flo nun schon seit ein paar Tagen auch nicht gefrorene Wellen reitet, hat er auch schon ein paar saubere Trips auf dem Kerbholz. Unter anderem war er schon in Europa, Marokko, auf den Azoren, den Kanaren, Indo, Sri Lanka, Neuseeland, Mexiko, Usa, Panama, El Salvador, Guatemala und auf ein paar Flรผssen รsterreichs surfen.
Als Lieblingswelle gibt er die sรผdlich von Puerto Excondido an, an der Rip Curl dieses Jahr den WCT Event abgehalten hat. Der Mann gรถnnt sich ja sonst nichts……
Inzwischen ist Flo auch noch unter die Filmemacher gegangen und hat das โleave the track“ Projekt in’s Leben gerufen. Der Plot ist simpel und direkt aus Flo’s Leben gegriffen: Eine Crew von von Snowboardern aus รsterreich und der Schweiz verlรคsst ihr Element und macht sich auf die suche nach entlegenen Wellen in Indonesien.
Das Ganze wird als Extra Sektion auf der neuen Freeride DVD von Seppi Dabringer zu sehen sein. Den Jungs hat der Trip so gut gefallen, dass Flo schon das nรคchste Ziel abseits der Tracks angepeilt. Madagaskar soll es in diesem Jahr werden und es wird wieder einen Film geben.
So, und nun lest, was unsere Agenten aus Flo herausquetschen konnten:
Soul-Surfers: was macht Dein Rรผcken?
Flo: Die Frage die ich im Moment am hรคufigsten hรถre. Na ja mal so, mal so. Ist einfach eine langwierige Geschichte wenn man das ohne OP hinbekommen will. Aber die Krankheit hat auch seine guten Seiten, denn wenn man sich kaum mehr bewegen kann, รถffnen sich auf einmal vรถllig neue Dinge, die man bisher nicht beachtet oder vielleicht sogar strรคflich vernachlรคssigt hat…
Soul-Surfers: Quatsch, da versuchst du dir deine derzeitige Lage schรถn zu reden.
Wenn man sich kaum bewegen kann ist das einfach nur schรถn (will dich da jetzt nicht runterziehen). Wie ist das eigentlich passiert? Beim snowboarden, surfen oder in fremden Betten?
Flo: Da hast scho recht, dass es PRINZIPIELL nur scheisse ist… aber glaub mir eines, es gibt Dinge, auf die ich ohne die ganze Geschichte nie draufgekommen wรคre und fรผr deren Entdeckung ich sehr dankbar bin. Aber egal, is eh sehr persรถnlich das Ganze und ich รผberlasse das natรผrlich jedem selbst, ob er mir das glauben will oder nicht. Ein auslรถsendes Ereignis hat es in dem Sinn eigentlich nie gegeben, denn es ist schleichend gekommen, richtig schlimm wurde es heuer in Indo. Somit kรถnnt ich sagen eine Kombination von allen 3 Dingen ;-)
Soul-Surfers: Na manchmal fรผhren ja gerade die krummen Wege die man eigentlich nicht gehen wollte zum Ziel oder zumindest zu positiven รberraschungen. A propos krumme Wege: wie kommt’s, dass so viele von Euch Bergefexen auf einmal flรผssige Berge reiten? Ist das ein konsequenter Schritt fรผr snowboarder (so wie es fรผr viele Windsurfer ein konsequenter Schritt war)?
Flo: In gewisser Weise ist es sicher ein konsequenter Schritt. Surfen ist die Mutter aller Gleitsportarten und vielleicht auch aufgrund seiner „puren Form“ (Short, Board, Welle und sonst nix) eine Art Basis fรผr die anderen Sportarten. Das fรผr viele von uns Snowboarder so Fazinierende am Surfen liegt mit Sicherheit ganz einfach am Phรคnomen Welle. Ein sich stรคndig รคndernder Untergrund erfordert permanentes Antizipieren, etwas das es beim Snowboarden nicht gibt. Da hat man wesentlich mehr Zeit, sich auf seinen Run vorzubereiten und das Gelรคnde dann nach seinen Vorstellungen zu „signieren“. Deshalb hat Surfen auch mein Snowboarden extrem verbessert, ich habe gelernt schneller zu reagieren, lese den Berg besser und es hat mehr Style in mein Riding gebracht. Was aber beides neben dem „Gleiten“ mit Sicherheit verbindet sind wohl vor allem die schรถnen Momente in der Natur und das Spiel mit den Elementen. Deshalb ergรคnzen sich beide Sportarten auch so wunderbar.
Soul-Surfers: Wรผrdest du zustimmen, wenn ich sage, dass in der Welle gegenรผber board Sportarten im Schnee oder auf Asphalt eine Dimension dazu kommt, nรคmlich die von dir beschriebene stรคndige รnderung der Form der Welle, die auch noch durch Faktoren wie Swellrichtung, Tide, Strรถmung und Wind beeinflusst wird?
Flo: Mit Sicherheit, genau das macht den Unterschied und die besondere Faszination aus. Keine Welle ist gleich!
Soul-Surfers: Hat Dir Deine Boarder Erfahrung beim surfen geholfen oder ist die motorische Vorbildung zu vernachlรคssigen im Vergleich mit der Aufgabe, die Welle richtig lesen zu lernen?
Flo: Die Boarder Erfahrung hilft am Anfang bestimmt. Vor allem in mittelgroรen und nicht zu schnellen Wellen die einem mehr Zeit geben, surften meine Snowboard Kumpels und ich in relativ kurzer Zeit halbwegs vernรผnftig. Ich kann mich erinnern, dass wir am Anfang in solchen Bedingungen des รถfteren fรผr Verblรผffung gesorgt haben, wenn wir anderen Surfern mitteilten, wie kurz unsere eigentliche Surferfahrung erst ist. Der Bewegungsablauf ist allerdings nicht vรถllig gleich und so muss man als Snowboarder ziemlich an sich arbeiten, in Hรผfte und Schultern aktiver, freier und flexibler zu werden, vor allem in kleinen Wellen. Dass es aber noch bedeutend schwieriger ist und viel mehr Zeit braucht, eine Welle รผberhaupt mal richtig einzuschรคtzen bemerke ich immer wieder. An mechanischen Pointbreaks laufts meistens ziemlich schnell recht gut, aber wenn ich dann einen Beachbreak surfe, fรผhle ich mich bei der einen oder anderen Welle immer noch als Anfรคnger!
Soul-Surfers: Wie hoch bewertest du gerade den Faktor der stรคndigen Verรคnderung und Bewegung der Welle hinsichtlich des Suchtpotentials des Surfens?
Flo: Sรผchtig macht sich der stรคndigen Verรคnderung immer im richtigen Moment perfekt anzupassen. Wenn es dir gelingt, dann bist du im Einklang mit den Elementen, spielst mit ihnen und hast den Flow gefunden. Diesen immer wieder zu erleben, das macht sรผchtig!
Soul-Surfers: Du suchst Dir ja fรผr Dein „leave the track“ projekt ja immer ganz schรถn anspruchsvolle Gegenden aus. Die Wellen dort haben’s ja in sich. Kรถnnen da alle mit halten?
Flo: Der Level der Teilnehmer des heurigen Projekts war eigentlich ziemlich ausgeglichen. da haben fast alle schon ihre Erfahrungen auf seichten Zeefbreaks gemacht. es gab aber auch sicher einige tage, wo dem einen oder anderen die wellen zu heftig waren. ich erinnere mich speziell an einen tag in Tarimbang, beim takeoff eine wirklich massive welle. da waren es dann nur mehr drei, vier von uns, die sich konstant groรe wellen nahmen. ich selbst surfte den break zum ersten mal, hatte riesen Respekt und enorme Schwierigkeiten mit den Bedingungen klar zu kommen. aber es ist ja nicht jeden tag so groร und auf dem Trip war fรผr alle was dabei.
Soul-Surfers: Suchst du die Plรคtze nur wegen der Wellen aus, oder gibt’s da noch mehr Grรผnde, solche off the beaten track trips zu machen? Gerade Madagaskar bietet ja nicht so den einfachen Zugang zu den Wellen zusammen mit komfortabler Unterkunft und garantiert immer genรผgend kaltem Bier…..
Flo: heuer stand es sicher im Vordergrund, perfekte einsame Wellen zu finden und gemeinsam auf einem Boot eine feine Zeit zu haben. Ich muss zugeben, dass der trip in puncto wellen und komfort zwar wirklich der hammer war, aber es fehlte ein bisschen der abenteuer faktor. vielen von uns taugt es einfach, wenn es neben dem surfen noch eine kleine mission zu erfรผllen gibt, gewisse dinge nicht selbstverstรคndlich da sind und man sich den zugang zu spots erarbeiten muss. dann ist es irgendwie wie eine riesen belohnung, mit seinen freunden einen speziellen platz gefunden zu haben!
Soul-Surfers: Ich bin ja schon gespannt auf den Film! Wie habt ihr gedreht (digital oder Film)? Wie wollt ihr ihn prรคsentieren (Kino oder DVD)? Fรผr wen ist der Film gedacht? Ist das mehr fรผr die Beteiligten und deren Freunde / Familien oder habt Ihr da den wachsenden deutschsprachigen Surfmarkt im Auge? Wann kommt der Film raus?
Flo: Der Film wurde auf HDV gedreht und ist ein Segment auf der DVD „The Preparation“ von Seppi Dabringer, auf der ansonsten spektakulรคre Freeride Aufnahmen aus Alaska zu finden sind. Wir hatten leider nur ein minimales Budget und so ist es ein 16min Kurzfilm geworden, der vor allem รผber schรถne Bilder wirkt. Wen der Film interessiert, der kann ihn รผber www.blue-tomato.at oder www.hoanzl.at beziehen, wir planen allerdings auch eine Movie Premieren Tour im April / Mai diesen Jahres! Alle Infos dazu finden sich dann auf www.austriansurfing.at!
Soul-Surfers: Momentan verdienst du deinen Lebensunterhalt ja hauptsรคchlich รผber’s snowboarden. Wie stellst du Dir deine Zukunft vor und welche Rolle wird das Surfen darin einnehmen?
Flo: Ich trรคume von einem Haus am Meer in Nordspanien. Wie ich da hinkomme und was ich dann arbeite, das alles umzusetzen wird mein Projekt fรผr die nรคchsten Jahre. Dem Surfen werde ich auf jeden Fall treu bleiben und immer versuchen, mein Leben dementsprechend abzustimmen!
Soul-Surfers: Nordspanien? Guuuute Wahl! Wรผsste da schon ein paar Ecken…
Auรerdem kannst da ja dann immer noch mal snowboarden gehen! Willst Du Deine Vielseitigkeit mit den verschiedenen boardsportarten – surfen, snowboarden, windsurfen – und deinen anderen outdoor Aktivitรคten beibehalten oder wirst du Prioritรคten setzen und einige Bereiche schleifen lassen, um z. B. mehr Zeit in andere Projekte oder sogar Familie zu investieren?
Flo: Von all den Sportarten, die ich betreibe, ist mir Surfen sicher die wichtigste! Deshalb ist es auch mein Ziel, irgendwann am Meer eine Base zu haben, denn wie du erwรคhnst wรผrde ich sicher gerne auch mal Familie haben und da wรคre ich dann zeitlich bedeutend mehr eingeschrรคnkt und kรถnnte weniger reisen. Aber das hat ja noch ein bisschen Zeit und die Abwechslung der verschiedenen Aktivitรคten taugt mir schon sehr!
Soul-Surfers: Jo, das sesshaft werden kommt frรผh‘ genug….
Was sind Deine Ziele in nรคchster Zeit beim surfen? Irgendwelche Gegenden in der Welt zu denen Du unbedingt noch hin muss?
Flo: Im Moment reizt mich Westaustralien sehr, da einer meiner besten Freunde nach Perth gezogen ist und ich auf meinen Reisen einige Leute aus dieser Gegend kennengelernt habe. Wรผrde die gerne alle mal besuchen! Aber auch Sรผdamerika interessiert mich sehr, nur zuerst muss ich gesund werden, dann schmiede ich meine nรคchsten Plรคne.
Soul-Surfers: Womit sich der Kreis schlieรt: Was macht der Rรผcken? Ist absehbar, wann du wieder auf’s Wasser oder auf die Piste kannst?
Flo: Danke der Nachfrage! Erstaunlicherweise hat sich wรคhrend des Interviews, das sich ja jetzt รผber einige Zeit hingezogen hat, so einiges getan. Mit dem Winter wird es sicher nichts mehr, aber ich denke ich kann im Sommer wieder Surfen! Darauf freue ich mich…
Soul-Surfers: Wir drรผcken die Daumen!
Letzte Fragen:
Bist du schon mal in den (gedanklich annektierten) heimischen Gewรคssern Nordsee, Ostsee, Mittelmeer gesurft? Wenn ja, wie fรผhlte sich das an? Wenn nein, wรผrde dich das mal interessieren?
Flo: Ja, einmal am Mittelmeer. Ich glaub es war damals ein Fehler dorthin zu fahren, denn ich kam gerade aus Sri Lanka zurรผck und fragte mich, was ich hier eigentlich mache… Hab aber auch nicht gerade einen guten Tag erwischt!
Soul-Surfers: Dann noch der Klassiker: longboard oder shortboard?
Flo: zur Zeit auf jeden Fall Shortboard, aber vielleicht irgendwann Longboard?
Soul-Surfers: Und zuletzt: stell Dir vor, du bist gerade in Agadir gelandet (es ist Ende Januar) und du hast alle tools zur Auswahl. Thagazout ist onshore, aber:
– in Okaimeden hat’s 1 meter frischen powder
– in Moulay Bouzerktum laufen 4 Meter aus NW rein und der Wind blรคst sideshore fรผr’s 4,5 er Segel
– in Sidi Ifni kommen noch 2 Meter Swell an und der Passat fรคchelt mit Bft. sideoffshore
die genannten Orte sind von Agadir aus alle ungefรคhr gleich weit weg. Wohin fรคhrst Du?
Flo: Hmmm, sehr schwierige Frage! Wenn was am Wasser geht fรคllt Okaimeden aus, Snowboarden kann ich zu Hause bedeutend besser. Moulay kรถnnte wirklich gut sein, in Ifni hab ich mir vom dreckigen Wasser schon einmal die Schigellen Ruhr geholt und es war sehr oft enttรคuschend. Aber einmal, da hatte es genau diese Bedingungen, perfekte Swellrichtung, lange Wellen, ca 2m und offshore… ich denke ich wรผrd’s nochmals riskieren!Soul-Surfers: Danke fรผr das Interview! Hat mir sehr viel Spaร gemacht!
Flo wird unterstรผtzt von: Matador, Atomic & Smith