Wie Namen doch täuschen können. Honk – mäßig ist das nun gar nicht, was Andreas seit einiger Zeit so in die nordischen Gewässer zaubert. Er könnte zwar von der Größe her auch Basketball spielen, bewegt aber seinen Körper auf dem Longboard so graziös, dass man meinen könnte, einen ehemaligen Balletttänzer vor sich zuhaben. Der 26-jährige Kieler streitet aber vehement ab, jemals in Strumpfhosen über das Parkett geschwebt zu sein. 1999 startete er mit ein paar Kumpels in Dänemark seine ersten Versuche auf dem Surfbrett und seit 2002 ist er richtig hooked. Zusammen mit ein paar Buddies, die auch nicht grade Zwerge sind, schafft er es inzwischen, die heimischen lineups deutlich zu dominieren. Allerdings weicht er den zunehmenden Crowds an Nord- und Ostsee gerne mal an weniger bekannte Spots aus.
Die lange Planke ist weiterhin sein liebstes Tool – bei seiner Größe auch nicht die schlechteste Idee – aber in schnelleren Atlantikwellen packt er inzwischen auch gerne mal den Fisch aus. Ach ja, zu seinem lieblichen Spitznamen ist Andreas gekommen, als er mal spät nachts im Schlafsack eine Tanzeinlage geliefert hat. An genauere Details kann er sich nicht mehr erinnern, seine Kumpels nennen ihn seit damals aber nur noch Honk. Also, nehmt Andreas auch als mahnendes Beispiel und seid vorsichtig mit dem, was Ihr nächtens so an Tänzen vorführt. Die Tänze, die Andreas tagsüber so auf dem Brett zeigt könnt Ihr aber ruhig nachahmen.
Hier nun das volle Interview:
Wie bist Du zu Deinen Spitznamen Honk gekommen?
Honk: Da hab ich mal im Schlafsack ne Tanzeinlage geliefert. Anscheinend im honky-tonk style. Weiß aber nicht mehr wie das ausgesehen haben soll. Von da an wurde von „holly“ (vom Nachnahmen her) zu diesem wunderschön prägnanten Name übergegangen.
Jo, sehr prägnant der Name. Allerdings auch irreführend, denn Dein graziöser, fast schon tänzerischer Style auf dem Brett hat ja so gar nichts Honk-mäßiges an sich.
Wo hat Du diesen Style her? Von Herrn Tudor abgekuckt oder steckt ein heimlicher Balletttänzer in Dir?
Honk: Das weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Aber natürlich versuche ich aus der Konstitution eines Hünen, etwas Eleganz rauszuholen.
Ich hab‘ dich ja bisher nur auf dem longboard gesehen. Bist Du da Purist oder steigst Du auch mal auf Kurzware um?
Honk: Ne ordentliche Planke ist schon erste Wahl. Hab aber im Urlaub letzten Jahres viel Spaß mit ne’m Fish gehabt. Glaube, dass etwas Vielseitigkeit nicht schlecht sein kann.
Jo, ein breiterer Horizont kann Brett mäßig nicht schaden.
Wo treibst Du dich denn – außer Nordsee – so rum?
Und hast Du spezielle Vorlieben zu beach breaks, Riffen oder Points?
Honk: Von der europäisch/marokkanischen Atlantikküste hab ich einiges gesehen. Davon gefällt mir die Côte Basque sehr gut, besonders als Kompromiss zwischen vielseitigen Bedingungen und der Erreichbarkeit. Wenn’s los geht, will ich natürlich möglichst viel aufs Wasser kommen und dann darf auch mal gern nicht nur Sand unterm Brett sein. Das aber schon eher die besonderen Surfs.
Na, da weißt du ja, was richtige Wellen sind.
Trotzdem bist du ja viel an der Nordsee, und soweit ich weiß, auch Ostsee im Wasser. Bringt Dir das denn – vor allem an den windverblasenen Tagen – noch Spaß, wenn man den Geschmack knackiger Cote Basque oder Thagazout Wellen kennt?
Honk: Auf jeden Fall! Das sind ja gerade die Situationen, in denen man den Alltag über nur wackelnde Bäume und bestimmte Fahnenmasten im Auge hat, um „egal“ in welchen Bedingungen -hauptsache surfbar- die Chance zu bekommen, vor der Tür ins frische Nass zu kommen. Da ist man oftmals heißer als im Urlaub, wo man vielleicht auch zu wählerisch wird.
Stoke, Surfentzug, schön und gut. Aber Pfingsten 60 Leute in mittelmäßigen Hvide Sande Wellen, im Sommer 60 Leute in maximal kniehohem Damp Ostsee Slop, im Januar 40 Leute in verblasenen Weißenhaus „Wellen“? Und in den Internet Foren wird danach überschwänglich von Klasse Sessions berichtet….
Hat das noch mit Stoke zu tun, oder ist das Hype?
Honk: Die Sessions die einen wirklich umhauen, kann man eigentlich an einer Hand abzählen. Die heimischen Gefilde sehe ich eher, um „Spaß“ zu haben, dran zu bleiben und Ausgleich zu finden. Ich schau auch gern in Foren nach, wie viel von dem Spaß wohl andere in gleichen Bedingungen gehabt haben. Da kann die Kluft der Meinungen weit auseinander gehen, wobei einige von denen aus’m Netz auch mal klarstellen, dass gern zu euphorisch gepostet wird. Das Netz steht halt rund um die Uhr für den Surfhype zu Verfügung, dann wird’s auch bei der nächsten Gelegenheit voll auf’m Wasser, während beim richtig guten surf alles stimmen muss.
Du bist ja öfters mit einer Gang unterwegs, die einen lineup ganz gut im Griff haben kann. Habt ihr da einen festen Plan, wie man Ordnung in chaotische lineups bringen kann?
Funktioniert das auch in lineups mit Unmengen von newbies, die keine Regeln kennen?
Wie stehst Du zu der immer wieder heiß diskutierten Frage, in wie weit man grade im Netz Spots beim Namen nennen soll?
Honk: Weniger ne Gang – aber mit Freunden zusammen draußen zu sein ist einfach lustiger und zieht einen noch mal aufs Wasser. Da bilden sich halt Gruppen, in denen man schon besser abschätzen kann, wer in welche Richtung startet, ohne einen konkreten Plan zu haben. Dies gibt natürlich ein geordneteres Bild, selbst in crowds, wo vermehrt Scheuklappen vor den Augen sind. Ansonsten ist die Namensgebung von „neuen“ Spots fast unterhaltsam, aber muss zugeben, dass ich nicht schlecht staune, wenn an besonderen Spots ne Horde von neuen Leuten aufschlägt. Allerdings hat der Nordreport mir auch erst gezeigt, wie man mehr aufs Wasser kommt. Insofern…
Erzähl doch mal was über deine Surf Karriere.
Wie bist Du dazu gekommen?
Wann hast Du angefangen?
Wo möchtest Du hin?
Honk: Tja, angefangen hat das 1999, für eine Woche mit ausgeliehenen Brettern nach Dänemark. Die Idee dazu kam von einem Kumpel. Das lief dann so drei Jahre lang, jeweils im Urlaub ein bisschen surfen zu gehen.
Richtig angesteckt wurde ich erst gegen 2002, die freie Zeit mit möglichst viel surfen zu verbringen. Mit ’ner penntauglichen Karre und einem Longboard ging es dann immer regelmäßiger nach Dänemark und auf die Ostsee.
Ansonsten bin ich zufrieden, ich geh mit Leuten auf’s Wasser, die schon lange dabei sind und zu denen ich aufgeschaut hab. Z.B. mit „Zwanni“ aufs Waser zu gehen bringt einen vorwärts, weil wir beide viel Wellen haben wollen, aber uns gleichzeitig gut abstimmen können. Insgesamt hab ich schon den Drang nach Mehr, öfters & zudem in bessere Bedingungen rausgehen zu können.
So, noch ein paar Standartfragen:
– was sind deine Lieblingswellen?
– gibt’s Reiseziele / Wellen, zu denen du noch unbedingt hin musst?
– hast du bereits neue Trips geplant?
– Wie alt bist du?
– wo wohnst Du?
– mit was verdienst Du Deine Kohle?
– hast du Familie?
Honk: – Zur Abwechslung können die Wellen sauber sein & gut laufen, die Schulter darf gerne von der Hüfte bis höher variieren.
– Deswegen geht’s auch im Mai nach Kalifornien, das ist schon ein besonderes Ziel neben den Welle auch etwas vom Lifestyle und Material abzugreifen. Die Südhalbkugel möchte ich auch noch mal surfen.
– 26 Jahre alt & wohne in Kiel (wow – es scheint grad die Sonne!)
– Physiotherapeut: Arbeite in einer Kieler Praxis und sitz grad an der Bachelorarbeit
– für Familie hätte ich eh grad keine Zeit